Ein ausgewogenes Säure-Basen-Verhältnis im Körper spielt eine wesentliche Rolle für unser Wohlbefinden. Gerät der Säure-Basen-Haushalt aus dem Gleichgewicht können sich Krankheiten einstellen. Ständige Müdigkeit und Leistungsschwäche, eine verstärkte Anfälligkeit für Infekte sowie eine Neigung zur Arthrose können auf das Konto einer Übersäuerung gehen. Eine basenreiche Ernährung, die reich an Obst und Gemüse ist, wirkt dem entgegen. Lebens- und Genussmittel mit stark säurebildenden Eigenschaften wie zum Beispiel Fleisch und Alkohol sollten nicht im Übermaß verzehrt werden. Was ist noch wichtig?
Unser Körper produziert selbst Säuren – bei der Einatmung, bei Stress, und auch im Zuge von Fastenkuren. Um den Säure-Basen-Haushalt im Gleichgewicht zu halten setzt der Körper gefinkelte Kontrollmechanismen ein. Er verfügt über eine intelligente körpereigene Alarmanlage – dem sogenannten Puffersystem. Die pH-Puffer im Blut sorgen dafür, dass das empfindliche Gleichgewicht des Körpers intakt bleibt – auch im Falle plötzlicher Säureschwankungen. Die Nieren und der Darm wirken dabei als freundliche Kooperationspartner mit. Sie sorgen dafür, dass in regelmäßigen Abständen überschüssige Säuren ausgeschwemmt werden. Auch über die Haut werden Säuren abgegeben. Hauptakteur ist jedoch die Lunge. Gut zwei Drittel der anfallenden Säuren werden über die Atmung aus dem Körper geschleust.
Für die Gesundheit ist es wichtig, dass in jedem Körperbereich ein passender pH-Wert vorherrscht. Der pH-Wert ist ein Maß für den Säure- oder Basengehalt des Körpers. Das Blut weist einen anderen pH-Wert auf als der Dickdarm und dieser wiederum einen anderen als der Dünndarm. Der Magensaft ist mit einem pH zwischen 1,2 und 3,0 der sauerste Bestandteil des menschlichen Körpers. Gut so! Wäre dem nicht so, würden Krankheitserreger rasch die Überhand gewinnen.
KÖRPERFLÜSSIGKEIT | PH-WERT (0=SEHR SAUER, 7=NEUTRAL, 14=SEHR BASISCH) |
---|---|
Bauchspeichel | 8,5 – 9,0 |
Galle | 8,0 – 8,5 |
Darmsaft | 7,5 – 8,0 |
Blut | circa 7,4 |
Speichel | 6,0 – 6,5 |
Harn | 6,2 – 6,8 |
Magensaft | 1,0 (nüchtern) – 4,0 (gefüllter Magen) |
Der menschliche Körper besteht zu 80 % aus Basen und zu 20 % aus Säuren. Über die Nahrung werden jedoch häufig 80 % Säuren und 20 % Basen zugeführt. Es folgt die Crux: Lebensmittel, die sauer schmecken, sind nicht automatisch auch Säurelieferanten. Bestes Beispiel ist die Zitrone, ein exzellenter, jedoch sauer schmeckender Basenspender. Aber warum ist das eigentlich so? Pflanzliche Lebensmittel verfügen über einen hohen Anteil an organisch gebundenen Mineralstoffen und Spurenelementen. Diese sind in der Lage Säuren abzupuffern. Tierische Lebensmittel enthalten wiederum reichlich schwefel- und phosphorhaltige Verbindungen. Beim Abbau entstehen Säuren, die vom Körper ausgeschieden werden müssen.
Zu den stärksten Basenbildern gehören die meisten Obst- und Gemüsesorten, darunter Kartoffeln und Trockenfrüchte. Zur Gruppe der schwach basisch wirksamen Lebensmittel zählen etwa stille Mineralwässer und unbehandelte Sauermilchprodukte.
Fleisch, Wurst, Fisch, Eier sowie Käse sind Lebensmittel mit stark säurebildender Wirkung. Auch Genussmittel wie Kaffee, schwarzer Tee und Alkohol fallen in diese Kategorie. Dann gibt es noch Nahrungsmittel, die als neutral einzustufen sind. Neben Wasser finden sich in dieser Liste kaltgepresste Öle, Butter und Walnüsse.
BASENSPENDENDE NAHRUNGSMITTEL (SEHR EMPFEHLENSWERT) | NEUTRALE LEBENSMITTEL (EMPFEHLENSWERT) | SÄURESPENDENDE LEBENSMITTEL (WENIGER OFT ESSEN) |
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Kartoffeln | Hirse | Fleisch und Fleischprodukte (Wurst, Speck etc.) |
Gemüse (Auberginen, Karfiol, Fenchel, Grünkohl, Kohlsprossen, Radieschen, Sellerie, Karotten, Fenchel, Kürbis etc.) | Naturreis | Innereien (Leber, Nieren, Hirn etc.) |
Zwiebeln und Knoblauch | Walnüsse | Fisch |
Salat (Vogerlsalat, Rucola etc.) | Naturbelassene Fette und Öle | Käse und Topfen |
Sojabohne | Butter | Spargel |
Küchenkräuter (Petersilie, Kresse, Schnittlauch, Majoran, Thymian etc.) | Leitungswasser | gehärtete, raffinierte Fette und Öle |
Obst (Bananen, Marillen, Grapefruits, Orangen, Weintrauben, Kirschen, Mangos etc.) | Margarine (raffiniert) | |
Trockenfrüchte (Rosinen, getrocknete Feigen, getrocknete Datteln, Dörrpflaumen etc.) | Weißmehlprodukte (Weißbrot, Nudeln und Teigwaren etc.) | |
Mandeln | Raffinierter Zucker und Süßigkeiten | |
Sauermilchprodukte | Poliertes Getreide und polierter Reis | |
Fruchtsäfte ohne Zuckerzusatz, Mineralwasser ohne Kohlensäure | Hülsenfrüchte (Bohnen, Linsen, Erbsen) | |
Kräutertee (Brennnessel, Melisse, Brombeer- und Himbeerblättertee etc.) | Bohnenkaffee | |
Alkohol | ||
Limonaden |
Der pH-Wert des Urins gibt Aufschluss über den Säuregehalt des gesamten Organismus. Normalerweise ist der pH-Wert des Urins neutral bis leicht sauer, wobei der "Normalwert" bei 6,2 – 6,8 liegt. Mit Teststreifen, die in der Apotheke erhältlich sind, kann der pH-Wert bestimmt werden. Allerdings sollte beachtet werden, dass der pH-Wert im Verlauf des Tages Schwankungen unterworfen ist. Insofern sind auch mehrere Messungen nötig, um eine sichere Aussage über den Säuregrad des Körpers zu erhalten. Am besten, Sie messen morgens, mittags und abends und ermitteln aus den Einzelwerten einen Durchschnittswert.
Wird das körpereigene Puffersystem überstrapaziert, haut es irgendwann den Hut drauf. Jahrelange Fehlernährung, Stress und Bewegungsmangel führen so zu einem Säureüberschuss.
Im wahrsten Sinne des Wortes saure Nieren oder eine saure Galle neigen zur Steinbildung. Als Auswirkung ist v.a. die Entstehung von Gicht zu nennen. Auch Müdigkeit und Leistungsschwäche, eine vermehrte Anfälligkeit für Infekte und Hautunreinheiten gehen auf das Konto einer Übersäuerung.
Zusätzlicher Haken: Zur Neutralisation der überschüssigen Säuren verwendet der Organismus hauptsächlich basische Mineralstoffe wie Kalzium, Natrium, Kalium oder Magnesium. Die wiederum entnimmt er aus den Depots. Eine Entmineralisierung der Knochen begünstigt die Entstehung von Osteoporose. Im Muskelgewebe können sich leichter schmerzhafte Verhärtungen, sogenannte Myogelosen, bilden. Auch die Anfälligkeit für Arthrose steigt.
Mindestens 80 % der aufgenommenen Nahrung sollten basischen Charakter haben. Der restliche Anteil von 20 % fällt auf neutrale und säurebildende Lebensmittel. Klingt kompliziert, ist aber einfach umzusetzen. Hier ein paar Tipps für die Praxis:
Wenn man sich an diesen einfachen Grundlegen orientiert, ist eine gefährliche Übersäuerung des Körpers äußerst unwahrscheinlich.
Säure-Basen-Haushalt im Einklang: Gesund dank ausgewogener Ernährung
(Kärntner Ernährungstag, 2.10.2019)
Referent: Dr. Stephan Domenig