Der Darm

Abbildung des Dick- und Dünndarm
Dünn- und Dickdarm sind gemeinsam zirka 7 Meter lang.
© Sebastian Kaulitzki / Fotolia.com
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Rund 80% aller Abwehrzellen, die das Immunsystem steuern, haben im Darm ihren Sitz. Der Darm muss – im wahrsten Sinn des Wortes – viel schlucken.

Medizinische Expertise

Thomas Stulnig

Univ.-Prof. Dr. Thomas Stulnig

Facharzt für Innere Medizin, Experte für Stoffwechsel und Hormone, Krankenhaus Hietzing mit Neurologischem Zentrum Rosenhügel
Borschkegasse 7/4, 1090 Wien
www.stulnig.at
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Nicht alles, was er zu verarbeiten hat, beeinflusst das Verdauungssystem positiv: fettes Essen, Rauchen, Diabetes aber auch Stress und die Einnahme bestimmter Medikamente können den Darm schwächen und somit die Lebensqualität nachhaltig mindern.

Video: Darm, Nahrungsmittel und Diabetes

Assoc. Prof.in Priv.-Doz. DDr.in Eva Untersmayr-Elsenhuber (Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung, MedUni Wien) und Dr. Jürgen Harreiter, MSc PhD (Universitätsklinik für Innere Medizin III, MedUni Wien/AKH Wien) sprechen über die Darmgesundheit und weitere Stoffwechselthemen. (Webinar, 22.11.2021)

Der Darm gliedert sich in folgende Hauptabschnitte:

Der Dünndarm

Nach dem Magen kommt der Dünndarm, welcher den Großteil der Verdauungsarbeit übernimmt. Mit einer Länge von 5-6 Metern bedeckt er fast die gesamte Bauchhöhle. Ist die Nahrung im Dünndarm angekommen, werden dem Speisebrei Nährstoffe entzogen. Der Dünndarm – genauer gesagt die Darmzotten auf seiner inneren Oberfläche – nimmt diese auf. Es folgt ihre Weiterleitung an das Blut. Das Blut wiederum liefert die Nährstoffe – darunter beispielsweise Fette und Kohlenhydrate – zu den Körperzellen, wodurch der Organismus mit wichtiger Energie versorgt wird. Nahrung, die nicht aufgenommen werden kann, transportiert der Dünndarm zum Dickdarm.

Die Abschnitte des Dünndarms im Überblick:

Der Dünndarm setzt sich aus 3 Teilbereichen zusammen, von denen jeder eine bestimmte Funktion erfüllt. Das sind:

ABSCHNITT WESENTLICHE AUFGABEN
Zwölffingerdarm
  • Leitet Verdauungsenzyme aus Bauchspeicheldrüse und die Galle an die folgenden Darmabschnitte weiter
  • Abwehr von Krankheitserregern
Leerdarm
  • Aufnahme von Nährstoffen
Krummdarm
  • Aufnahme von Nährstoffen durch die Darmzotten, Weiterleitung ins Blut- und Lymphgefäßsystem

Der Dickdarm

Der zirka 1,5 Meter lange Dickdarm umgibt den Dünndarm und schließt an diesen an. Er besteht aus einer Schleimhautschicht mit einer Vielzahl an Zellen, die Schleim produzieren. Seine Aufgabe ist es, allen unverdauten Speiseresten Wasser zu entziehen. Übrig bleibt ein dicker Brei – der Stuhl – welcher nun mit Schleim vermengt und somit für die Ausscheidung gleitfähig gemacht wird. Im Anschluss transportiert der Dickdarm den Kot in den Mastdarm.

Darüber hinaus erfüllt der Dickdarm eine wichtige Aufgabe, wenn es um die Abwehr von Krankheitserregern geht. Gerade in diesem Teil des Darms tummeln sich unzählig viele Bakterien, aber auch Viren und Pilze: die Darmflora ist ein Sammelbegriff für diese Mikroorganismen. Je nach Zusammensetzung der winzigen "Darmbewohner" kann sie die Gesundheit fördern oder beeinträchtigen.

Die Bestandteile des Dickdarms im Überblick:

Der Dickdarm setzt sich aus folgenden 3 Abschnitten zusammen:

ABSCHNITT WESENTLICHE AUFGABEN
Blinddarm mit Wurmfortsatz
  • Beinhaltet Zellen des Lymphsystems, die für die Abwehr von Krankheitserregern wichtig sind
  • "Rückzugsort" für nützliche Bakterien während einer Darminfektion
Grimmdarm
  • Verarbeitung von übriggebliebenen Nahrungsbestandteilen durch Darmbakterien
  • Entziehung von Wasser aus dem Darminhalt, dadurch kommt es zu einer Eindickung der Nahrungsreste
Mastdarm mit
After
  • Entziehen von Nährstoffen aus dem Speisebrei
  • Speichern des Stuhls bis zur Ausscheidung

Der gesamte Verdauungsprozess benötigt etwa 1-3 Tage. In dieser Zeit durchläuft die Nahrung verschiedene Stationen des Magen-Darm-Traktes. Hier die wichtigsten Abschnitte der Verdauung im Überblick – vom ersten Bissen bis zur Ausscheidung:

STATION WAS PASSIERT DORT?
Mundhöhle
  • Zerkleinerung der Nahrung durch die Zähne
  • Vermischen von Essen und Speichel
Speiseröhre
  • Transport des Speisebreies zum Magen. Dazu ziehen sich die Muskeln der Speiseröhre in rhythmischen, wellenartigen Bewegungen zusammen (= Peristaltik)
Magen
  • Vorübergehende "Lagerung" der Speisemasse (Obst und Gemüse: 1-2 Stunden, schwer verdauliche, fetthaltige Nahrung: zwischen 5-8 Stunden)
  • Abtöten von Krankheitserregern durch die Bildung von Salzsäure. Sie senkt den pH-Wert, also den Säuregrad einer Flüssigkeit und macht die meisten Bakterien für den Körper dadurch ungefährlich
  • Bildung von Magensäften, welche die Nahrung weiter verdünnen
  • Weiterleitung des Speisebreis an den Dünndarm
Dünndarm
  • Spaltung der Nahrung in ihre einzelnen Bestandteile (z.B. in Fett, Eiweiß und Zucker) mithilfe von Verdauungsenzymen
  • Aufnahme der Nährstoffe durch die Darmschleimhaut. Die Leber entgiftet die Nährstoffe und leitet sie über die Blutkörperchen an den Körper weiter. Das stellt lebensnotwendige Energie bereit
  • Abgabe unverdaulicher Stoffe (Ballaststoffe) an den Dickdarm
Dickdarm
  • Entziehen von Wasser: Der Speisebrei wird eingedickt
  • Schleimproduktion, um den Kot gleitfähig zu machen
  • Speichern des Stuhls bis zu seiner Ausscheidung über den After, in der Regel einmal täglich

Als größtes Immunorgan des menschlichen Körpers übernimmt der Darm wichtige Funktionen für unsere Gesundheit. Rauchen, ungesunde, ballaststoffarme Ernährung, aber auch Stress und z.B. der Einfluss von Medikamenten können ihn aus dem Gleichgewicht bringen und zu Problemen führen. Die 5 häufigsten Darmerkrankungen sind folgende:

  • Reizdarmsyndrom: umfasst Erkrankungen des Verdauungssystems. Die Betroffenen eines Reizdarmsyndroms verspüren Schmerzen im Bauch, haben Blähungen und oftmals das Gefühl, ihren Stuhl nicht vollständig aus dem Darm entleeren zu können. Neben diesen Symptomen sind auch Durchfall und Verstopfung häufige Begleiterscheinungen.

  • Polypen: sind meist gutartige Wucherungen der Schleimhaut, die aber – wenn Polypen unentdeckt bleiben – zu Krebs werden können. Lange werden keine Symptome wahrgenommen. Erst das Wachstum des Polypen kann zu Schleim im Stuhlgang und Bauchschmerzen führen. Darüber hinaus sind Blut im Stuhl und ein Darmverschluss mögliche Anzeichen für das Vorliegen eines Polypen. Im Rahmen einer Darmspiegelung können Polypen meist jedoch vollständig abgetragen werden.

  • Durchfall: bezeichnet den übermäßig häufigen Verlust von wässrigem Stuhl. Bauchkrämpfe, Schwindel und fallweise Fieber gehören zu den möglichen Begleiterscheinungen von Durchfall. Dahinter steckt oft eine Infektion z.B. mit Viren oder Bakterien - aber auch eine Lebensmittelvergiftung oder Laktoseintoleranz können Durchfall auslösen. Dabei kommt es zum erhöhten Verlust von Wasser, das dem Körper durch verstärkte Flüssigkeitsaufnahme wieder zugeführt werden muss. Dafür eignet sich beispielsweise Kamillentee, um den gereizten Darm zu beruhigen. Liegt hingegen eine bakterielle Infektion vor, kann der Arzt Antibiotika als Behandlungsmaßnahme verordnen. Anhaltender Durchfall kann durch entzündliche Darmerkrankungen hervorgerufen werden, die erkannt und speziell behandelt werden müssen.

  • Verstopfung: liegt vor, wenn weniger als drei Stühle pro Woche ausgeschieden werden. Schuld daran ist häufig die Einnahme bestimmter Medikamente, z.B. Antidepressiva oder bestimmte Blutdruck-senkende Arzneimittel. Wesentlich tragen geringer Konsum von Ballaststoffen und Bewegungsmangel dazu bei, dass Stuhl nicht regelmäßig entleert werden kann. Dann kommt es zu Symptomen, wie etwa Bauchschmerzen, Blähungen und starkem Pressen bei der Stuhlausscheidung.

  • Darmkrebs: verursacht meist jahrelang keine Symptome. Darmkrebs kann als Folge unentdeckter Darmpolypen entstehen. Auf der Suche nach möglichen Auslösern der Erkrankung, spielen Übergewicht, erhöhte Leberwerte und Diabetes sowie entzündliche Darmerkrankungen eine entscheidende Rolle, auch die Vererbung von Darmkrebs ist möglich. Die Änderung der Stuhlgewohnheiten, Darmkrämpfe sowie ungewollter Gewichtsverlust können auf Darmkrebs hindeuten. Wichtig: Die Früherkennung in Form einer Darmspiegelung kann Leben retten.

Regelmäßige Bewegung regt die Verdauung an!

Ob Sport oder Spaziergang ist nebensächlich. Wichtig ist, dass Sie durch den Einbau von gezielter Bewegung in Ihren Alltag die Verdauung anregen und somit dem Darm Gutes tun. Stuhl, der sich im Mastdarm ansammelt, kann somit schneller entleert werden und Verstopfung tritt seltener auf, denn Bewegung hält den Darm fit.

Trinken Sie mindestens 8 Gläser Wasser täglich

Heute schon getrunken? Wasser hält nicht nur die Verdauung in Schwung, sondern trägt weiters dazu bei, Giftstoffe rasch wieder aus dem Körper zu transportieren. Darüber hinaus unterstützt eine ausgiebige Flüssigkeitszufuhr auch die anderen Organe (z.B. das Gehirn) bei ihrer Arbeit. Wasser, Gemüsesäfte sowie Mineralwasser sind Softdrinks zu bevorzugen.

Gut gekaut ist halb verdaut

Wer kennt das nicht: Wenn der Terminkalender voll ist, bleibt für die Einnahme von Mahlzeiten oft nur wenig Zeit. Da kann es schnell passieren, dass einzelne Bissen – kaum im Mund – flugs auch schon hinuntergeschlungen werden. Auf reichliches Kauen wird beinahe vergessen. Häufige Blähungen nach dem Essen können die Folge sein. Daher gilt: Die Verdauung beginnt bereits im Mund. Je besser die Nahrung dort von den Zähnen zerkleinert wird, desto schneller kann sie verdaut und der Stuhl ausgeschieden werden.

Ballaststoffreich essen

Dazu zählen etwa Nüsse, Bohnen, ungeschältes Obst und Gemüse sowie Vollkornbrot. Täglich mehr Ballaststoffe – empfohlen sind 30 bis 40 Gramm – kurbeln die Verdauung an und spielen auch bei der Vorbeugung von Krankheiten, wie z.B. Diabetes, eine wichtige Rolle.

Gönnen Sie Ihrem Darm auch mal eine "Auszeit"

Fasten bietet eine gute Möglichkeit, die Verdauung etwas zu entlasten. Hierfür stehen etliche Varianten zur Auswahl. Fasten hat viele Gesichter – nicht nur, was die Ernährung anbelangt, auch die Dauer des Fastens spielt eine wichtige Rolle: Es kann von einigen Tagen bis über mehrere Wochen andauern. Welche Diät für Sie am besten geeignet ist? Um diese Frage zu beantworten, ist der Weg zu einem Ernährungsmediziner ratsam.

  • Was passiert im Darm? Neues Wissen für mehr Darmgesundheit, J. Scheiderer-Nack, Südwest Verlag, 1. Auflage, München, 2014
  • Der Körper des Menschen, A. Faller et al., Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 2008
  • Der Darm-IQ: Wie das Bauchhirn unser körperliches und seelisches Wohlbefinden steuert, J. B. Vollmer, Integral, München, 2014
  • Lexikon der Krankheiten und Untersuchungen, S. Andreae et. al., Georg Thieme Verlag, 2. Auflage, Stuttgart, 2008

Autor:in:
Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Erstellt am:

15. März 2016

Stand der medizinischen Information:

15. März 2016

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