Verschiedene Erkrankungen des blutbildenden Systems machen regelmäßige Bluttransfusionen notwendig – diese bergen das Risiko einer chronischen Eisenüberladung. Im Normalfall ist der Eisenhaushalt im menschlichen Körper sehr ausgeglichen: 1-2 mg Eisen werden pro Tag über die Nahrung aufgenommen, über die Haut, den Urin und die Menstruationsblutung gehen auch geringe Mengen an Eisen wieder verloren. Bluttransfusionen bringen dieses Gleichgewicht durcheinander, denn jedes für eine Bluttransfusion eingesetzte Erythrozytenkonzentrat enthält 200-250 mg Eisen. Ab einer Anzahl von 15 bis 20 aufeinanderfolgenden Transfusionen kann es zu einer sogenannten sekundären Eisenüberladung kommen, die behandelt werden sollte.
Eisen spielt im menschlichen Körper eine wichtige Rolle: Es sorgt für den Transport von Sauerstoff durch den Körper und ist wichtig für den Energie-Stoffwechsel. Eisen ist aber auch ein toxisches Schwermetall. Wenn es als freies Eisen in der Blutbahn vorhanden ist, begünstigt es chemische Reaktionen, bei denen sogenannte Sauerstoffradikale produziert werden. Diese können zu einer Schädigung der Organe und sogar des Erbguts führen.
Eine Eisenüberladung bringt einerseits allgemeine Symptome wie Schwäche, Müdigkeit und Gelenkbeschwerden mit sich. Somit ist sie den Beschwerden bei einem Eisenmangel nicht ganz unähnlich. Folgende Organe können außerdem betroffen sein:
Bei Kindern kann es durch eine unzureichende Behandlung der Eisenüberladung auch zu Kleinwüchsigkeit, Entwicklungsstörungen und einer verzögerten Pubertät kommen.
Bei bestimmten Krankheitsbildern sind regelmäßige Bluttransfusionen notwendig – und damit ist auch die Gefahr einer sekundären Eisenüberladung gegeben. Dazu zählen:
Neben der transfusionsbedingten Eisenüberladung gibt es auch genetisch bedingte Stoffwechselstörungen, die zu einer solchen Überladung führen können, wie die hereditäre Hämochromatose.
Um Spätfolgen zu vermeiden, ist es besonders wichtig, eine Eisenüberladung rechtzeitig zu erkennen. Zuerst werden die Blutwerte überprüft, wobei folgende Werte im Auge behalten werden müssen:
Da der erhöhte Serumferritin-Wert nur Auskunft über eine Überladung, aber nicht über die betroffenen Organe gibt, müssen noch genauere Tests angestellt werden. Ein erhöhter Serumferritin-Wert kann aber auch Anzeichen für eine Entzündungsreaktion sein – diese muss ausgeschlossen werden, bevor weitere Untersuchungen eingeleitet werden. Zu diesen zählen:
Wenn der Arzt oder die Ärztin eine Eisenüberladung diagnostiziert hat, die Schädigungen hervorrufen könnte, muss das überschüssige Eisen aus dem Körper entfernt werden. Bei angeborenen Stoffwechselstörungen mit erhöhter Eisenaufnahme erfolgt dies durch Aderlässe. Dies ist naturgemäß bei Patienten mit Blutarmut und Transfusionsbedarf nicht möglich. Hier muss mithilfe von Medikamenten das Eisen aus dem Körper entfernt werden. Eine Therapie mit Eisenchelatoren wird dann eingeleitet, wenn die Serumferritin-Werte mehr als 1.000 ng/ml betragen oder es bereits zu eisenbedingten Organschädigungen gekommen ist.
In der EU sind unterschiedliche Chelatoren für die Therapie verfügbar. Diese werden u. a. in Form von Infusionen oder Tabletten verabreicht. Wenn eine Therapie mit Eisenchelatoren eingeleitet wird, müssen die Patienten diese für die beste Wirksamkeit unbedingt durchgehend fortführen.