Ernährung bei Gastritis

Haferbrei mit Früchten
Haferschleimbrei ist ein bewährtes Hausmittel bei Gastritis-Schmerzen.
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Genau definierte Ernährungspläne sind bei Gastritis (Entzündung der Magenschleimhaut) nicht sinnvoll – denn wie jemand auf dieses oder jenes Nahrungsmittel reagiert, ist individuell verschieden. 

Medizinische Expertise

Kurt Widhalm

Univ.-Prof. Dr. Kurt Widhalm

Facharzt für Humangenetik, Kinder- und Jugend­heil­kunde, Medizinische und Chemische Labordiagnostik, Präsident des Österreichischen Akademischen Institutes für Ernährungsmedizin (ÖAIE)
Billrothstraße 78, 1190 Wien
www.privatklinik-doebling.at
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Auch wenn der Magen bei Gastritis der Leidtragende ist, ist diese Krankheit laut Univ.-Prof. Dr. Kurt Widhalm, Präsident des Österreichischen Akademischen Instituts für Ernährungsmedizin, primär kein ernährungsmedizinisches Problem. Denn in mindestens 80% der Fälle ist der Keim Helicobacter pylori schuld an Gastritis und da hilft die richtige Ernährung nur bedingt. In erster Linie geht es dann darum, den Keim mit Medikamenten auszuradieren, dann kann an adäquate Kost gedacht werden.

  • Gastritis ist meistens auf den Keim Helicobacter pylori zurückzuführen und tritt nur selten ernährungsbedingt auf.
  • Es gibt keine allgemeingültige Diät, da jeder Magen anders reagiert.
  • Meistens negative Auswirkungen haben Alkohol, Kaffee und scharfe Gewürze.
  • Tendenziell gut vertragen werden ungesüßter Tee, Zwieback und Joghurt.
  • Langsames Essen und gründliches Zerkauen der Lebensmittel sind wichtig.
  • Um den Magen nie leer werden zu lassen, sollte man kleinere Zwischenmahlzeiten einplanen.

Eine spezielle Diät existiert zwar nicht, gewisse Regeln für Essenszeiten und Nahrungsmittel gibt es aber sehr wohl. Denn die falsche Ernährung kann die Entzündung negativ beeinflussen. Prinzipiell ist kein Lebensmittel strikt verboten und alles, was vertragen wird, erlaubt. Da aber jeder Magen unterschiedlich reagiert, sollte jeder selbst testen, was er verträgt und was nicht. Um etwaige Übeltäter unter den Lebensmitteln schneller identifizieren zu können, kann ein Essensprotokoll wertvolle Hilfe leisten. Hier schreibt man auf, was man isst und trinkt und wie es dem Magen dabei und danach ergeht.


Trotz individueller Unterschiede gibt es einige wenige Ernährungstipps, die für die meisten gültig sind.

Vermeiden bei Gastritis Tipps bei Gastritis
  • Alkohol
  • Bohnenkaffee
  • hastiges Essen
  • zu heiße oder zu kalte Speisen
  • scharfe Gewürze
  • fette, frittierte Speisen
  • Stärke- und zuckerhaltige Beilagen
  • Rauchen
  • ungesüßter Tee (Fenchel, Kamille, Pfefferminz)
  • Zwieback, getoastetes Weißbrot, Knäckebrot
  • Schleimsuppen
  • Zwischenmahlzeiten (z.B. Joghurt, Buttermilch, Banane...)
  • schonend kochen: Dünsten, Garen
  • richtig und langsam kauen
  • Magen sollte nie ganz leer sein

Widhalm rät, den Wurst- und Fleischkonsum zu reduzieren und wenn Fleisch, dann nur mit wenig Fett (zum Beispiel Geflügel, Kalb- oder Rindfleisch). Fettarme Nahrung ist (nicht nur) bei Gastritis generell erstrebenswert. "Eine gesunde, fettarme Ernährung kann einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, Ihren Magen zu entlasten und die Krankheit zur Ausheilung zu bringen", heißt es in "Ernährung bei Gastritis".

"Hochprozentige Alkoholika und Nikotin verzögern die Abheilung der Schleimhautläsionen." Milch, so die Autoren von "Ernährungsmedizin" (siehe Quellen), könne vorübergehend die Schmerzen bessern. Ansonsten sei es sinnvoll, individuell schlecht vertragene Nahrungsmittel zu eliminieren. Das allein führe allerdings selten zu einer wesentlichen subjektiven Besserung.

Besserung tritt bei etlichen ein, wenn sie den Bohnenkaffee weglassen. Manche vertragen diesen überhaupt nicht, manchen macht er nur dann Beschwerden, wenn sie ihn auf nüchternen Magen zu sich nehmen. Bewährte Tipps: Erst einen Tee zum Frühstück und dann erst den Kaffee. Oder: Zubereitungsformen wählen, die die Bitterstoffe im Kaffee reduzieren. "Je länger das Kaffeepulver Kontakt mit dem Wasser hat, umso mehr Bitterstoffe werden in den Kaffee abgegeben", erfährt man in "Ernährung bei Gastritis". Demzufolge wird Espresso meist besser vertragen als Filterkaffee oder Türkischer Kaffee.


Eine gewisse Besserung – "aber keineswegs Heilung" – verspricht Univ.-Prof. Dr. Martin Riegler, ein auf den Magen-Darm-Trakt spezialisierter Chirurg, durch folgenden kleinen Trick: "Jede Stunde ein Stück Tomate, Gurke oder grünen Apfel essen. Das neutralisiert die Magensäure und liefert zudem Energie." Riegler empfiehlt auch, Süßes sowie stärke- und zuckerhaltige Beilagen zu Fleisch zu vermeiden, das kann bei vielen zu Beschwerden führen.

Tipps bei akuten Beschwerden:

  • ungesüßter Tee (Fenchel, Kamille, Pfefferminz)
  • Zwieback, getoastetes Weißbrot, Knäckebrot
  • Schleimsuppen

Auch Haferschleimbrei ist ein bewährtes Hausmittel bei Gastritis-Schmerzen. Dazu bringt man Wasser zum Kochen, gibt Haferflocken dazu und lässt den Brei mehrere Minuten quellen. Die Schleimstoffe machen den Magen geschmeidig und können Schmerzen lindern.

Ein Wort zur Mahlzeitenhäufigkeit: Der Magen eines Gastritikers sollte nie ganz leer sein. Daher sind mehrere kleine Mahlzeiten (etwa 5 bis 6) über den Tag verteilt besser als 3 größere. "Das ist das Grundprinzip bei allen Magen-Darm-Erkrankungen", erwähnt Widhalm.

Zwischenmahlzeiten

Als kleine Zwischenmahlzeiten eignen sich unter anderem ein Glas Buttermilch, Joghurt, Bananen oder Babyernährung. Gegen eventuellen Nüchternschmerz in der Nacht kann man sich eine leichte Mahlzeit bereitstellen (Milch, Toastbrot).


Eine nicht unwesentliche Stütze für einen lädierten Magen ist auch eine schonende Art der Nahrungszubereitung. Kochen, Dünsten, Garen in der Mikrowelle, im Römertopf oder in der Alufolie sowie Dampfgaren sind magenfreundliche Methoden, Frittieren, Herausbacken oder scharfes Anbraten von Speisen eher das Gegenteil.


Gut tut sich selbst und seinem Magen außerdem, wer hastiges Schlingen vermeidet. Auch gutes Kauen fördert die Verdauung und nicht zuletzt das Wohlbefinden.


Autor:in:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

27. Oktober 2022

Erstellt am:

10. Februar 2016

Stand der medizinischen Information:

27. April 2020

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