Ernährungstherapie

Abbildung einer Ernährungstherapie
Ernährungstherapie ist nicht in einer Stunde erledigt, es sind immer mehrere Termine mit dem Therapeuten erforderlich.
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Ernährungstherapie zielt auf eine Änderung des Essverhaltens ab. Medizinische Behandlungen können so zusätzlich unterstützt oder bestimmte Erkrankungen positiv beeinflusst werden.

Medizinische Expertise

Andrea Hofbauer

Prof.in Andrea Hofbauer, MSc, MBA

Fachärztin für Diätologie, Präsidentin des Verbandes der Diaetologen Österreichs
Favoritenstraße 226, 1100 Wien
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Dazu gehören unter vielen anderen Fettleibigkeit (Adipositas), Diabetes oder Magen-Darm-Erkrankungen. Ernährungstherapie wendet sich in erster Linie an Kranke, die vom Arzt an einen Diätologen überwiesen werden. Ein auf das jeweilige Beschwerdebild abgestimmter Therapieplan verfolgt ein individuelles Therapieziel.

Video: Meine Ernährung. Meine Entscheidung.

Was der Begriff Ernährungskompetenz eigentlich bedeutet und wie man eben diese stärkt – dazu gibt Verena Koslitsch-Nageler, BSc (Gesundheitsförderung, Prävention und Public Health, Österreichische Gesundheitskasse) praktische Tipps für den Alltag. (Webinar, 7.3.2022)

Die Bandbreite der Indikationen für Ernährungstherapie ist enorm. Das sind die wichtigsten Einsatzgebiete der Ernährungstherapie:

  • Adipositas: Krankhafte Fettleibigkeit, aber auch "normales" Übergewicht. Rund 30 % der erwachsenen Österreicher sind übergewichtig, weitere 12 % sind fettleibig, also adipös.
  • Essstörungen: Von der Magersucht bis zur Esssucht.
  • Diabetes: Vor allem Diabetiker vom Typ 2: Die häufigsten Ursachen für diese Form der Zuckerkrankheit sind Übergewicht und Bewegungsmangel. Aber auch beim Diabetes Typ 1 oder beim Schwangerschaftsdiabetes sind Ernährungsmaßnahmen ein wichtiger Teil der Therapie.
  • Magen-Darm-Erkrankungen: Dazu gehören eine Reihe verschiedener Erkrankungen – von Morbus Crohn über Durchfall und Verstopfung bis Reizdarm.
  • Nahrungsmittelunverträglichkeiten und -allergien: Laktose-Intoleranz oder Zöliakie (Glutenunverträglichkeit).
  • Nieren-, Leber-, Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Osteoporose: Bei Osteoporose sind vor allem kalziumreiche Nahrungsmittel angebracht.
  • Erhöhte Blutfettwerte: Cholesterin, Triglyzeride
  • Krebserkrankungen
  • Prävention: Man kann mit Ernährungstherapie Prävention betreiben und einigen Krankheiten wie Diabetes vorbeugen.

Ihr Diätologe wird zunächst den Ernährungs- und Körperstatus erheben und eine ausführliche Anamnese machen. Dabei wird unter anderem ergründet, wie Sie sich ernähren.

Weitere Indikatoren sind:

  • Körpergröße
  • Körpergewicht
  • Bauchumfang
  • Oberarmumfang
  • BMI (Body-Mass-Index)
  • Taillen-Hüfte-Verhältnis

Mitunter wird auch eine Bioimpedanz-Analyse gemacht (dabei geht es um die Anteile von Fett, Muskeln und Wasser in der Körperzusammensetzung). Weiters wird ein Ernährungs-Screening durchgeführt, die vorhandenen Laborbefunde und Ihr soziales Umfeld werden in die diätologische Befundung miteinbezogen. Gemeinsam mit Ihnen wird ein Therapieziel festgelegt und ein Ernährungsplan erstellt. Dabei werden Ihre Bedürfnisse und Vorlieben miteinbezogen, denn Ihre Mitarbeit ist bei einer Ernährungstherapie von höchster Wichtigkeit.

Ernährungstherapie ist nicht in einer Stunde erledigt, es sind immer mehrere Termine mit dem Therapeuten erforderlich. Eine regelmäßige Evaluierung, wie es dem Patienten mit der vorgeschlagenen Ernährung geht und was es ihm bringt, ist wichtig. Bei manchen Interventionen genügen mitunter 2 Therapie-Einheiten, bei Adipositas ist das immer ein längerer Prozess und kann ein halbes Jahr und länger dauern. Letztendlich ist Ernährungstherapie auch eine Frage der Finanzen.

Es geht darum, dass Sie die Empfehlungen Ihres Diätologen umsetzen und in Ihren Alltag einbauen. Günstig ist es auch, wenn Sie für sich selbst dokumentieren, wie es Ihnen dabei geht und wie die Empfehlungen in Ihren Alltag passen, wie leicht oder schwer Sie sie verwirklichen können.

Ernährungstherapien dürfen ausschließlich von Diätologen und Ärzten durchgeführt werden. Die Diätologie ist ein gesetzlich anerkannter Gesundheitsberuf, die Ausbildung an einer Fachhochschule dauert 6 Semester, es gibt 5.000 Ausbildungsstunden in Theorie und Praxis (von Lebensmittelkunde über Chemie und Hygiene bis Physiologie, Anatomie und Ernährungsmedizinische Therapien, u.v.m.). Gerade im Ernährungsbereich gibt es viele Angebote, die nicht immer seriös sind. Zu den anerkannten und profund ausgebildeten Ernährungsexperten zählen auch Ernährungswissenschafter, welche ausschließlich Ernährungsberatung beim gesunden Menschen anbieten können.

Es liegt an jedem Einzelnen selbst, die Therapie durchzuführen, was freilich eine gewisse Portion an Selbstdisziplin erfordert. Denn mitunter ist das Befolgen einer Ernährungstherapie ein massiver Eingriff in die persönlichen Gewohnheiten und es kann schon große Probleme bereiten, jahre- oder jahrzehntealte Muster zu durchbrechen. Hilfreich kann es da sein, sich immer wieder vor Augen zu halten, wie gut es einem gehen wird, wenn man die Therapie einhält. Und wenn es gar nicht geht, kann man den behandelnden Diätologen darauf aufmerksam machen. Mitunter ist eine Änderung des Plans möglich, denn auch kleine Schritte können bei gewissen Gegebenheiten zielführend sein.

Verhaltensänderungen, überhaupt wenn sie dauerhaft sein sollen, sind oft schwer zu erreichen. Oft hilft eine begleitende Verhaltenstherapie, alte Gewohnheiten loszuwerden, neue zu etablieren und sich in diesem Prozess wohler zu fühlen.

Eine Therapiestunde kostet zirka 80 Euro, die Kosten werden von den Krankenkassen nicht rückerstattet.


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Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

15. Juni 2023

Erstellt am:

2. Januar 2017

Stand der medizinischen Information:

25. April 2019

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