Bei Hämorrhoiden handelt es sich um eine normal anatomische Struktur, die bestimmte Funktionen erfüllt. Es sind kleine Gefäßkissen zwischen dem Enddarm und dem Schließmuskel, die von arteriellem – daher hellrotem – Blut gespeist werden. Beschwerden können dann auftreten, wenn sich die Gefäßpolster erweitern und nach unten sinken. Bedingt durch Schwangerschaft und Entbindung sind Frauen häufiger betroffen als Männer.
Als Ursache für symptomatische Hämorrhoiden werden seit Jahrzehnten von Laien zahlreiche Erklärungen herangezogen: Erbliche Vorbelastung, sitzender oder stehender Beruf, kalte oder warme Sitzgelegenheiten, Sport oder wenig Bewegung, Verstopfung, Bindegewebsschwäche, Assoziation mit Krampfadern. "Aus den vielen Alternativen geht schon hervor, dass keine von ihnen wirklich zutrifft. Der fehlende Zusammenhang wird durch die Literatur bestätigt, in der sich keine statistisch signifikanten Ursachen finden. Als einzige Ursachen sind gesichert: Schwangerschaft und Geburt", meint Prim. Univ. Prof. Dr. Max Wunderlich Leiter der Abteilung Chirurgie im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Wien.
Während der Schwangerschaft ist der Körper einer Frau großen Belastungen ausgesetzt. Hormonell bedingte Veränderungen des Bindegewebes und der venösen Gefäße begünstigen das Entstehen eines hämorrhoidalen Leidens. Gängige Erklärungen hierfür sind die verminderte Spannkraft in den Venen, die gesteigerte Blutzirkulation im Beckenbereich, die Gefäßerweiterung und die Bindegewebsschwäche.
Auch andere – mitunter bedrohliche – Erkrankungen in dieser Region können mit ähnlichen Symptomen einhergehen. Aus diesem Grund ist stets eine Untersuchung durch den Facharzt angezeigt. Die korrekte Diagnose wird zumeist von Chirurgen gestellt, vorzugsweise von Spezialisten im Gebiet der Proktologie.
Prinzipiell gilt, dass asymptomatische Hämorrhoiden, also jene ohne Beschwerden, gleichgültig welchen Stadiums, keiner Therapie bedürfen. Treten Symptome auf, ist unabhängig vom Stadium der Hämorrhoiden-Erkrankung zunächst immer eine konservative Therapie angezeigt. Diese wirkt oftmals selbst bei permanent prolabierten großen Hämorrhoiden, während eine Operation selten aber doch von mehr Beschwerden gefolgt sein kann als jenen, die vor dem Eingriff bestanden haben. "Die vielgepriesenen Änderungen des Lebensstils mit Ratschlägen für eine gesündere Ernährung, beispielsweise mit Ballaststoffen, Stuhlregulierung, etwa mit Flohsamen, mehr Bewegung etc. mögen in manchen Fällen hilfreich sein", ergänzt Wunderlich.
Weitere Empfehlungen des Experten:
In den meisten Fällen kann den Patienten durch eine konservative Therapie gut geholfen werden und die Beschwerden verschwinden vollständig. Ist dies jedoch nicht der Fall, so führt manchmal der Weg an einer chirurgischen Therapie nicht vorbei.