Rehabilitation bei Diabetes

Schwester misst bei älteren Dame den Blutzuckerspiegel
Im Rahmen der Diabetes Reha stehen Bewegung, Ernährung und Blutzucker-Einstellung im Vordergrund.
© Robert Kneschke / Shutterstock.com
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Eine Reha ist eine gute Möglichkeit für an Diabetes erkrankte Menschen, ihren Gesundheitszustand zu verbessern.

Medizinische Expertise

Johannes Püspök

Prim. Dr. Johannes Püspök

Arzt für Allgemeinmedizin, Ärztlicher Leiter des Heilbades
3970 Moorbad Harbach
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In Österreich kümmert sich die Pensionsversicherungsanstalt bzw. die Krankenkasse um die Bewilligung einer Diabetes-Reha. Im Zentrum des Aufenthalts in einer Rehabilitationsklinik stehen gesunde Ernährung, genügend Bewegung und die richtige Einstellung des Blutzuckers.

Rund 600.00 Menschen leiden in Österreich an Diabetes Typ 1 oder Diabetes Typ 2. Die chronische Stoffwechselerkrankung, auch als "Zuckerkrankheit" bekannt, kann schwere Folgeerkrankungen, wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Erblindung, Nierenversagen oder Amputationen nach sich ziehen. Mit der richtigen Behandlung und einem an die Krankheit angepassten Lebensstil können Diabetes-Patienten aber ein normales Leben ohne große Beeinträchtigungen führen. Im Rahmen einer Diabetes-Reha können Betroffene lernen, mit der Erkrankung umzugehen und das Risiko für Folgeerkrankungen aktiv zu senken, um auch nach dem Kuraufenthalt ihren Alltag gesund zu gestalten.


Eine Reha ist besonders dann sinnvoll, wenn der Erkrankte durch die Symptome von Diabetes, wie z.B. Kreislaufprobleme, Einschränkung der Sehfähigkeit oder schlechter Wundheilung beeinträchtigt ist und seine Lebensqualität dadurch stark eingeschränkt wird. Ebenso lohnt sich eine Rehabilitation, wenn es dem Patienten schwerfällt, die Empfehlungen und Anweisungen des behandelnden Arztes im Alltag anzuwenden. Im Kuraufenthalt geht dies leichter, da eine umfassende Betreuung und Anleitung stattfindet.

In einem ersten Schritt in Richtung Rehabilitation muss Ihr behandelnder Arzt einen Kurantrag für eine Diabetes-Reha-Klinik ausfüllen, den Sie dann an die PVA oder die Krankenkasse schicken oder dort persönlich vorbeibringen können. Sie erhalten anschließend einen Brief von der zuständigen Stelle, der eine chefärztliche Bewilligung oder eine Ablehnung des Kuraufenthalts enthält. Eine dritte mögliche Antwort kann sein, dass Sie in dem Schreiben um eine Begutachtung durch einen Facharzt gebeten werden.

Wenn dieser einer Kur zustimmt, steht dem Aufenthalt nichts mehr im Wege. Der Vorgang verzögert sich dadurch aber oft um einige Wochen. Mit erfolgreicher Bewilligung der PVA bzw. der Krankenkasse kommt auch bald der Brief der jeweiligen Klinik ins Haus, wo Ihr Antrittstermin vermerkt ist. Dieser Termin kann verschoben werden, wenn Sie diesen z.B. aus beruflichen Gründen nicht wahrnehmen können. Bei großer Dringlichkeit bekommen Sie schneller einen Reha-Platz zugewiesen. Prinzipiell ist eine Bewilligung für 6 Monate gültig. Ein Rehabilitationsaufenthalt dauert 3 Wochen.

Ob eine Kur bewilligt wird oder nicht, hängt unter anderem vom sogenannten HbA1c-Wert (Hämoglobin A1c) ab. Liegt dieser unter 7 %, wird der Antrag auf einen Diabetes-Reha-Aufenthalt zumeist abgelehnt. Das ist aber von Fall zu Fall unterschiedlich, da nicht nur das HbA1c ausschlaggebend für einen Reha-Bedarf ist, sondern auch andere Indikationen, wie bereits bestehende zusätzliche Krankheiten.

Bei folgenden Erkrankungen wird ein Rehabilitationsaufenthalt bewilligt:

  • Diabetes mellitus Typ 1 bzw. Typ 2a (ohne Adipositas) und 2b (mit Adipositas) mit/ohne Komplikationen (betrifft nur Patienten ohne Insulinpumpenversorgung)
  • Diabetes mellitus als Folge anderer Ursachen (z.B. Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse, Medikamente etc.)
  • Metabolisches Syndrom
  • Adipositas (BMI von 30 bis 39) mit zumindest einem zusätzlichen Risikofaktor
  • Morbide Adipositas (BMI 40 oder darüber)

Einrichtungen, die Patienten für Diabetes-Rehabilitationen aufnehmen, sind z.B.:

  • Lebens.Resort Ottenschlag (Niederösterreich)
  • Rehabilitationszentrum Aflenz (Steiermark)
  • Sonderkrankenanstalt Alland (Niederösterreich)
  • Rehabilitationszentrum Engelsbad (Niederösterreich)
  • Rehabilitationszentrum Austria (Oberösterreich)
  • Rehabilitationszentrum Hallein (Salzburg)

Für gewöhnlich können Sie sich den Ort für Ihre Diabetes-Reha nicht aussuchen. Wenn Sie aber eine bestimmte Wunsch-Klinik haben, versucht die zuständige Stelle, Sie dort auch anzumelden.

Zur Vermeidung von Folgeerkrankungen und zur Milderung von Diabetes ist eine Rehabilitation der richtige Weg für Betroffene. Je nachdem, ob man mit Diabetes Typ 1 oder Diabetes Typ 2 eine Reha antritt, gibt es unterschiedliche Schwerpunkte in der Therapie. Bei Diabetes Typ 1 liegt das Hauptaugenmerk auf der Vermittlung von Informationen, die den Patienten das Leben mit der Erkrankung erleichtern können. Typ-2-Diabetikern wird vor allem gezeigt, wie sie die Krankheitssymptome vermindern und Diabetes sogar besiegen können.

Bewegung kann bei Diabetikern Wunder bewirken. Regelmäßige, moderate körperliche Betätigung verbessert die Blutzuckereinstellung, die Körperzellen reagieren sensibler auf Insulin. Aktivitäten wie Schwimmen, Wassergymnastik und lange Spaziergänge sind ideal für Diabetiker. Diese stehen in der Reha täglich auf dem Programm. Außerdem lernen die Betroffenen, Sport und Bewegung in ihren Alltag zu integrieren. Typ-2-Diabetiker können damit Übergewicht reduzieren, das häufig mitverantwortlich für die Entstehung der Krankheit ist. Eine Rehabilitation bietet damit einen guten Start für eine langfristige Lebensumstellung.


In Kurkliniken werden Diabetiker mit fettarmer und gemüsereicher Kost versorgt. Die Patienten sollen eine ausgewogene Mischkost zu sich nehmen und ein Bewusstsein dafür entwickeln, was ihr Körper braucht. In Kochkursen bekommen die Diabetiker zusätzlich ein Gefühl für die richtige Ernährungsweise, indem sie die Speisen selbstständig zubereiten und anschließend zusammen auch essen.

Zusätzlich zu gesunder Ernährung wirkt eine Heilwasser-Trinkkur positiv auf das körperliche Gleichgewicht. Bei Diabetes Typ 2 kann mit Hydrogencarbonat angereichertes Wasser den Blutzuckerspiegel und damit die Insulinbalance erhalten oder wiederherstellen. Bei schlecht eingestellten Patienten kann es nämlich zu einem Überschuss an Stoffwechselprodukten kommen, was im schlimmsten Fall zu einer lebensbedrohenden diabetischen Ketoazidose führen kann: Dabei werden zu viele Ketonkörper gebildet, die den pH-Wert im Blut senken. Heilwasser mit Radon, Sulfat oder Schwefel trägt bei verschiedenen Stoffwechselerkrankungen zu einer Besserung bei.

Wasser mit Hydrogencarbonat ist dabei besonders gut für Diabetes-Patienten. Es regt die Verdauung an, hilft den Nieren und kann die Blutfettwerte senken. Wasser aus Heilquellen kann seine Wirkung auch entfalten, wenn darin gebadet wird. Thermalwasser hat eine Reihe wertvoller Inhaltsstoffe, die gut für die Gelenke, den Kreislauf und das allgemeine Wohlbefinden sind.

Diabetes-Reha: Vorträge und Gruppengespräche

Ärzte, Ernährungsberater und Therapeuten informieren die Diabetes-Patienten über Wege, mit der Krankheit umzugehen und was sie selbst tun können, um ein besseres Leben mit Diabetes zu führen oder im Falle von Diabetes Typ 2 die Krankheit sogar auszuheilen. In Gruppengesprächen haben die Teilnehmer die Möglichkeit, sich untereinander über Erfahrungen mit der Erkrankung auszutauschen und sich gegenseitig zu unterstützen. Solche Gespräche können positiv zur Motivation einer Lebensstilveränderung beitragen. Durch das Gefühl, dass man nicht alleine mit seinen gesundheitlichen Problemen ist und sich mit Leidensgenossen austauschen kann, geht man auch psychisch gestärkter aus der Diabetes-Reha.

Einzelgespräche mit dem Arzt und Untersuchungen bei der Diabetes-Reha

Im Zentrum einer Diabetes-Reha steht die regelmäßige Kontrolle des Blutzuckerspiegels. Die Einstellung des Blutzuckers ist vor dem Aufenthalt oft viel höher als danach, gesunde Ernährung und Sport zeigen schnell ihre positive Wirkung. Zusätzlich werden Diabetes-relevante Untersuchungen, wie Augenhintergrunds-Spiegelungen (Funduskopie), Fuß-Untersuchungen, EKG und Belastungs-EKG durchgeführt, um das Ausmaß und die schon entstandenen Schäden durch die Erkrankung abschätzen zu können. In Einzelgesprächen mit dem behandelnden Arzt in der Einrichtung können persönliche Probleme und Anliegen besprochen werden. Ziele für die Reha können festgelegt und bisherige Befunde beurteilt werden.

Optimal wäre es, wenn Sie besonders viel Erlerntes aus dem Kur-Alltag in Ihr Leben nach dem Aufenthalt integrieren könnten. Gesunde und abwechslungsreiche Ernährung und ausreichend Bewegung können das Wohlbefinden mit Diabetes enorm steigern. Natürlich ist es schwierig, genau das zu befolgen, was man in der Rehabilitation in Sachen Essen und Aktivitäten tagtäglich eingehalten hat. Der Arbeitsstress bringt wieder weniger Bewegung und unregelmäßigere Mahlzeiten mit sich, der Fokus kann nicht mehr einzig und allein auf die Erkrankung gelegt werden, wie es in der Kurklinik der Fall war.

Die meisten Reha-Teilnehmer gehen mit einer neuen Einstellung des Blutzuckers nach Hause. Durch die eventuellen Veränderungen in Ernährungs- und Bewegungsverhalten zu Hause reicht die Zucker-Einstellung der Zeit in der Reha dann nicht mehr aus. Deshalb ist es besonders wichtig, innerhalb von 2-3 Wochen nach der Kur den Blutzucker beim behandelnden Arzt überprüfen zu lassen, um kein unnötiges Risiko einzugehen.


Autor:in:
Medizinisches Review:
Erstellt am:

25. April 2017

Stand der medizinischen Information:

25. April 2017

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