Magen-Darm-Erkrankungen

Darstellung des menschlichen Verdauungstraktes
Gerät die Mitte unseres Körpers aus dem Gleichgewicht, können sehr häufige Krankheitssymptome wie Bauchschmerzen entstehen.
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Zuletzt aktualisiert am 1. Februar 2016 Häufige Bauchschmerzen nach dem Essen? Ist Verstopfung bei Ihnen an der Tagesordnung? Oder haben Sie mehrmals täglich Durchfall? Jeder dritte Erwachsene leidet ein Mal im Jahr an flüssigem Stuhlgang.

Medizinische Expertise

Christoph Gasché

Univ.Prof. Dr. Christoph Gasché

Facharzt für Innere Medizin, Gastroenterologie und Hepatologie
Heiligenstädterstraße 50-52, 1190 Wien
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Genauso lästig: Die Verstopfung (Obstipation). Auch ihr liegen unterschiedliche Ursachen zugrunde: Ist sie stressbedingt oder hat der Betroffene einfach nur zu wenig getrunken? So vielfältig das Wunderwerk Körper ist, so vielfältig sind auch seine Schutzmechanismen.

Die Magensäure dient der Verdauung im Magen und funktioniert wie eine chemische Barriere. Sie zerstört schädliche Keime in der zugeführten Nahrung. Im Darm werden nicht nur wichtige Vitamine und Nährstoffe weiterverarbeitet: Eine gute Darmflora wappnet uns sogar gegen respiratorische Infekte. Gallenblase und Bauchspeicheldrüse wiederum lassen wichtige Verdauungsenzyme im Zwölffingerdarm einfließen.

Die Verdauung beginnt bereits in der Mundhöhle, wo die Nahrung zerkleinert wird und mit Speichel versetzt über die Speiseröhre in den Magen wandert, wo sie in flüssigen Brei verwandelt wird und in den Zwölffingerdarm gelangt.

Dort kommen Gallenblase und Bauchspeicheldrüse ins Spiel:

  • Die Gallenflüssigkeit wird von der Leber abgegeben und spaltet Fette.
  • Durch die Bauchspeicheldrüse werden Verdauungssäfte abgegeben.

Von dort wird der Nahrungsbrei weiter in den Dünndarm transportiert, wo die Nährstoffe ins Blut aufgenommen werden. Der unverdauliche Rest wandert in den Dickdarm und verlässt den Körper als Kot über den After.

Gerät die Mitte unseres Körpers aus dem Gleichgewicht, können sehr häufige Krankheitssymptome entstehen wie:

  • Bauchschmerzen
  • Blähungen
  • oder ein Brennen in der Speiseröhre

Letzteres ist ein typisches Symptom für Sodbrennen.

Gastroenteritis: Starkes Erbrechen und Durchfall: Auslöser einer Magen-Darm-Grippe (Gastroenteritis) ist zumeist ein Virus. Die Symptome sind unangenehm, dauern aber üblicherweise nur wenige Tage. Jedes Jahr sind viele tausend Menschen betroffen, 20.000 müssen sogar im Spital behandelt werden, durchschnittlich 4 Tage lang.
Enteritis: Wer nur Durchfall ohne Erbrechen hat, leidet an einer akuten Darmentzündung (Enteritis), ebenfalls meist durch Viren ausgelöst. Aber auch einzelne Bakterien, im speziellen Salmonellen und Campylobacter, können Auslöser sein.
Durchfall auf Reisen: Die sogenannte Reisediarrhö wird durch toxinbildende Bakterien, E.coli, verursacht. In seltenen Fällen kann auch eine Infektion mit Cholera-Bakterien oder Amöben vorliegen.
Gastritis: Die akute Entzündung der Magenschleimhaut (Gastritis) kann durch einen zu niedrigen pH-Wert im Magen oder durch eine bakterielle Infektion entstehen. Schmerzen und Druckgefühl im mittleren Oberbauch, unterhalb des Brustbeins sind typische Symptome. Eine akute Gastritis kann unbehandelt einen chronischen Verlauf nehmen.

 

Die bakterielle Gastritis wird vom Bakterium Helicobacter pylori verursacht. Es ist der häufigste Auslöser von Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren.

Neben Magen und Darm ist auch die Bauchspeicheldrüse in die Verdauung eingebunden. Die Bauchspeicheldrüse produziert Verdauungsenzyme und steuert die Blutzuckerregulation.

Die häufigsten Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse sind:

  • akute und chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis)
  • der Bauchspeicheldrüsentumor

Die Gallenblase ist für die Fettverdauung notwendig und gibt dem Stuhl seine grünlich-braune Farbe. Der Gallensaft trifft gemeinsam mit den Verdauungsenzymen der Bauchspeicheldrüse im Zwölffingerdarm zusammen und ist für die Fettverdauung zuständig. Wenn sich der Gallensaft verfestigt, kommt es zu Gallensteinen, die sich sowohl in der Gallenblase als auch in den Gallengängen befinden können.

Weißer Stuhl ist ein Anzeichen für Gallengangssteine: Ein in den Gallengängen steckender Stein hindert den Gallenfluss in den Zwölffingerdarm. Die meisten Betroffenen haben Schmerzen im Sinne einer Gallenkolik.

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED) wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa steigen in den letzten Jahren stark an: Etwa 40.000 Menschen sind in Österreich davon betroffen. Die Beschwerdebilder der beiden Erkrankungen sind ähnlich, Colitis ulcerosa betrifft nur den Dickdarm, während Morbus Crohn den ganzen Magen- und Darmtrakt einnehmen kann.

Magenprobleme nach dem Genuss von Milchprodukten? 70 % der erwachsenen Österreicher:innen sind laktoseintolerant. Laktosetoleranz ist im Erwachsenenalter nicht der normale Zustand.

Die Fähigkeit des Dünndarms, Milchzucker weiterzuverarbeiten, geht meist mit dem Erwachsenwerden verloren. In weiterer Folge wird Laktose im Dünndarm von Bakterien gespalten. Die Symptome unterscheiden sich von Mensch zu Mensch: von Asymptomatik bis hin zu Bauchkrämpfen.

Zöliakie ist eine chronische Erkrankung des Dünndarms aufgrund von Glutenunverträglichkeit, die die Aufnahmefähigkeit der Nährstoffe im Dünndarm beeinträchtigt. Eine lebenslange Ernährungsumstellung und glutenfreie Lebensmittel verschaffen wieder Lebensqualität.

Wann sollten Sie welche Ärzt:in aufsuchen? Beschwerden im Magen und Darm liegen im Zuständigkeitsbereich der Gastroenterolog:in, der eine Vielzahl an Untersuchungen zur Verfügung steht. Wenn Sie folgende Beschwerden haben, wäre es ratsam, eine Gastroenterolog:in aufzusuchen:

  • Brennen in der Speiseröhre (Sodbrennen)
  • regelmäßige Bauchschmerzen
  • häufige Durchfälle über mindestens 14 Tage
  • Verstopfung (Stuhl weniger als drei Mal in der Woche)
  • Blut im Stuhl
  • schwarzer (Teerstuhl) klebriger Stuhl
  • weißer Stuhl (Gallengangsstein)
  • Interview mit Univ.-Prof. Dr. Christoph Gasché
  • Darmgesundheit, F. M. Unger, H. Viernstein, Verlagshaus der Ärzte, 1. Auflage, Wien, 2013
  • Jahrbuch der Gesundheitsstatistik 2011 – Statistik Austria

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