Schreitet der Typ-2-Diabetes jedoch weiter fort, gibt es je nach Schwere der Erkrankung verschiedene Therapiestufen. Dazu zählen Diabetes-Medikamente in Tablettenform (orale Therapie), neue Medikamente zur Injektion (Inkretinmimetika) sowie die Behandlung mit Insulin, wobei der Einstieg in die Insulintherapie als basalunterstützte orale Therapie (BOT) erfolgen kann. Oberstes Ziel der Diabetes-Behandlung ist eine stabile, nachhaltige Normalisierung der Blutzuckerwerte.
Die Diagnose "Typ-2-Diabetes" bedeutet nicht automatisch, dass Sie sofort Medikamente einnehmen müssen. Zunächst wird der Arzt versuchen, mit Hilfe einer professionell betreuten Ernährungsumstellung, einem maßgeschneidertes Bewegungsprogramm und gegebenenfalls mit Medikamenten gegen Bluthochdruck und erhöhte Blutfettwerte die Blutzuckerwerte und andere Risikofaktoren nachhaltig zu senken. Diese Maßnahmen werden unter dem Begriff "Basistherapie" des Diabetes Typ 2 zusammengefasst. In manchen Fällen lässt sich allein dadurch der Blutzucker auf unter 100 ml/dl normalisieren, sodass spezielle Diabetes-Medikamente gar nicht erst zum Einsatz kommen müssen.
Werden die mit dem Arzt vereinbarten Basistherapieziele nach 12 Wochen nicht erreicht, verschreibt er in der Regel zusätzlich orale Antidiabetika, wobei die Basistherapie weiterlaufen soll. Die Therapie mit oralen Antidiabetika – das sind Tabletten, die geschluckt werden und die Zuckerverwertung im Körper bzw. die Insulinausschüttung verbessern – ist bei Diabetes Typ 2 nur dann möglich, wenn die körpereigene Insulinproduktion noch funktioniert.
Sobald die Stoffwechselentgleisungen nichtmehr durch die Basistherapie und orale Antidiabetika in den Griff zu bekommen sind, wird zusätzlich eine Insulintherapie eingeleitet (z.B. als BOT – basal unterstützte orale Therapie).
Bei den oralen Antidiabetika gibt es je nach Wirkstoffkategorie unterschiedliche Wirkprinzipien:
Das Mittel der ersten Wahl, vor allem bei übergewichtigen Typ-2-Diabetikern, ist der Wirkstoff Metformin.Dieses wird zur besseren Verträglichkeit nach den Mahlzeiten eingenommen. Die Behandlung wird meist mit niedrigeren Dosen begonnen und dann im Abstand von einigen Tagen erhöht. Dadurch wird das Risiko von Nebenwirkungen, wie Appetitlosigkeit, metallischer Geschmack, Magendruck, Übelkeit, Blähungen oder auch Durchfällen reduziert. Nicht angewendet werden darf Metformin bei eingeschränkter Nierenfunktion, schweren Infektionen und Leberschäden oder Herzschwäche. Lässt sich der Blutzuckerwert mit Metformin alleine und der umgestellten Lebensführung nicht optimal einstellen, entscheidet der Arzt über eine Kombination mit anderen oralen Antidiabetika oder der zusätzlichen Gabe von Insulin.
Alpha-Glucosidasehemmer werden kurz vor den Mahlzeiten 3-mal täglich mit ein wenig Flüssigkeit eingenommen. Diese Arzneistoffgruppe bewirkt, dass die Aufspaltung von Kohlenhydraten in Zucker im Darm gehemmt wird. Um Nebenwirkungen wie Blähungen, Darmgeräusche, Durchfall usw. zu reduzieren, wird die Therapie mit niedrigeren Dosen begonnen, die dann je nach Wirksamkeit und Verträglichkeit erhöht werden. Diese Medikamente spielen allerdings auf Grund der mäßigen Wirksamkeit und der hohen Nebenwirkungsrate keine wesentliche Rolle bei der Behandlung des Typ-2-Diabetes.
Sulfonylharnstoffe werden vor allem dann verschrieben, wenn eine Behandlung mit Metformin nicht möglich ist. Sie regen die Bauchspeicheldrüse an, mehr Insulin ins Blut auszuschütten. Daher können Sulfonylharnstoffe nur wirken, wenn die Bauchspeicheldrüse noch Insulin produziert. Nachteile dieser Therapie sind, dass es zu einer Gewichtszunahme kommen kann und eine Unterzuckerung (Hypoglykämie) droht, wenn das Medikament versehentlich überdosiert, eine Mahlzeit ausgelassen wird bzw. wenn bei körperlicher Belastung zu wenig Kohlenhydrate eingenommen werden.
Die Einnahme beginnt mit niedrigen Tagesdosen. Da die einzelnen Sulfonylharnstoff-Präparate sehr unterschiedliche Anwendungshinweise und Dosierungen haben, wird die Dosierung vom Arzt individuell abgestimmt. Auf Grund der Nebenwirkungen werden heute Sulfonylharnstoffe zu Gunsten der DPP-4 Hemmer zunehmend weniger verschrieben.
Diese Medikamente verbessern die Insulinsekretion und vermindern die Zuckerproduktion in der Leber. Im Gegensatz zu Sulfonylharnstoffen verursachen sie keine Hypoglykämien (Unterzuckerungen) oder eine Gewichtszunahme.
Pioglitazon verbessert die Insulinaufnahme in Muskel- und Fettzellen und vermindert den Fettgehalt in der Leber. Es ist besonders geeignet bei PatientInnen mit stammbetonter Fettverteilung, solchen nach Herzinfarkt oder Schlaganfall. Vorsicht ist geboten bei Herzschwäche und hohem Risiko für Osteoporose.
Je nach Präparat müssen Inkretinmimetika 1-mal täglich, 2-mal täglich oder 1-mal wöchentlich injiziert werden. Sie wirken ähnlich wie, jedoch stärker als DPP-4-Hemmer und führen zusätzlich zu einer Gewichtsreduktion und Verbesserung von Blutdruck und Blutfetten.
Diese neue Substanzgruppe erhöht die Ausscheidung von Zucker im Harn und verbessert so den Blutzucker. Zudem kommt es zu einer Verminderung von Körpergewicht und Blutdruck. Vorsicht ist geboten bei PatientInnen mit wiederkehrenden Harnwegsinfekten oder Pilzinfektionen im Genitalbereich.
Heute stehen verschiedene Insulinpräparationen (Insulinanaloga) mit besonders langer oder sehr kurzer Wirkung zur Verfügung, sodass eine auf die PatientInnen maßgeschneiderte Insulintherapie möglich ist. Vielfach wird die Insulintherapie in Kombination mit oralen Medikamenten als Basalinsulin-unterstützte Therapie (BOT) begonnen. Insulin kann zu Hypoglykämien (Unterzuckerung) und zur Gewichtszunahme führen.
Wird ein Diabetes mellitus Typ 2 diagnostiziert, wird der Hausarzt oder Facharzt für Innere Medizin (Diabetologe) mit Ihnen die geeigneten Therapieziele festlegen und eine Basistherapie einleiten. Auch orale Antidiabetika werden im Normalfall durch den behandelnden Arzt verschrieben.
Der Typ-2-Diabetes ist eine Erkrankung, bei der Sie aktiv beeinflussen können, ob und wie rasch sie fortschreitet. Folgende Hinweise sollten Sie daher besonders beachten:
Diabetiker können ein langes Leben mit guter Lebensqualität erwarten, wenn die Therapie des Diabetes und der weiteren Risikofaktoren wie hohem Blutdruck und Fettstoffwechselstörungen möglichst früh und konsequent durchgeführt wird. Sobald die Basistherapie gekoppelt mit der oralen medikamentösen Therapie zur Stabilisierung der Stoffwechselentgleisungen nicht mehr ausreicht, muss Insulin per Injektion zugeführt werden.
Die Kosten für die Diabetesmedikamente, das Blutzuckermessgerät und die Teststreifen übernimmt in der Regel zur Gänze die Krankenkasse. Manche Medikamente bedürfen einer chefärztlichen Bewilligung.