Schluckstörung

Älterer Mann hat Probleme beim Schlucken
Eine Beeinträchtigung des Schluckens kann dazu führen, dass Nahrung und Flüssigkeit in die Atemwege gelangen.
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Unter Schluckstörungen, auch als Dysphagie bezeichnet, versteht man Schwierigkeiten beim Herunterschlucken von Nahrung und Flüssigkeit. 

Medizinische Expertise

Piero Lercher

Dr. Piero Lercher

Facharzt für Präventiv-, Sport- und Umweltmedizin
Fiebrichgasse 2D/1, 1220 Wien
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Probleme beim Schlucken treten auf, wenn Strukturen oder nervale Steuerungsmechanismen, welche am Schluckakt beteiligt sind, beeinträchtigt oder geschädigt sind. Je nach Schweregrad kann es durch die Schluckstörung zur erschwerten oder sogar gänzlich unmöglichen Nahrungsaufnahme kommen. Eine Dysphagie kann für Betroffene eine gravierende Beeinträchtigung des körperlichen, psychischen und sozialen Wohlbefindens bedeuten. Häufig neigen Menschen mit Schluckstörungen dazu, sich sozial zu isolieren, da ihnen die Nahrungsaufnahme in Gesellschaft unangenehm ist. Besonders bei älteren Personen kann eine Dysphagie zu einer Mangelernährung und durch die verminderte Flüssigkeitsaufnahme zu einer gefährlichen Austrocknung führen.

  • Eine Schluckstörung, auch Dysphagie genannt, bezeichnet Schwierigkeiten oder Unfähigkeit beim Schlucken.
  • Ursachen können neurologische Erkrankungen wie Schlaganfall, Parkinson oder ALS sein.
  • Strukturelle Probleme wie Tumore oder Verletzungen können ebenfalls Schluckbeschwerden verursachen.
  • Symptome umfassen Schwierigkeiten beim Essen und Trinken, Husten, Schmerzen oder Verschlucken.
  • Die Behandlung hängt von der Ursache ab, und kann Veränderungen der Ernährung, therapeutische Übungen oder medizinische Eingriffe umfassen.

Im Laufe seines Lebens ist jeder Mensch mit Schluckstörungen oder Schwierigkeiten mit dem Schlucken konfrontiert. Etwa durch Halsschmerzen oder zahnheilkundliche Eingriffe kann das Schlucken für kurze Zeit beeinträchtigt werden. Insbesondere bei älteren Menschen kann Dysphagie sehr häufig auftreten. So leidet beinahe jeder sechste über 65-Jährige daran. Dysphagie kann jedoch auch als Begleiterscheinung verschiedener Krankheiten auftreten. So können Schluckstörungen beispielsweise eine Folge von Demenzerkrankungen sein, so sind 84% aller Alzheimer-Patienten davon betroffen. Auch die Parkinson-Erkrankung verursacht bei vielen Betroffenen Schluckbeschwerden. Des Weiteren treten bei etwa jedem zweiten Schlaganfall-Patienten Probleme beim Schlucken auf.

Schluckstörungen können sowohl psychische als auch körperliche Ursachen haben. Eine psychisch bedingte Dysphagie wird häufiger bei jüngeren Patienten festgestellt und oft durch Angststörungen ausgelöst. Körperlich bedingte Schluckstörungen können indessen mechanische (beispielsweise Tumor oder Fehlbildung), entzündliche (Abszess im Mund, Rachen oder Hals), neurologische (z. B. Schlaganfall, Demenz) und iatrogene (= therapiebedingte) Ursachen aufweisen.

Insbesondere folgende Anzeichen können bei einer Schluckstörung auftreten, doch nicht alle Symptome müssen bei jedem Betroffenen vorkommen:

  • häufiges Verschlucken verursacht durch Speichel, Speisen oder Flüssigkeit
  • auf Grund des Verschluckens häufiges Räuspern, Husten oder Würgen während oder nach dem Essen und Trinken
  • Druck-, Fremdkörper- oder Kloßgefühl im Hals
  • Brodelnde Atemgeräusche; raue, belegte Stimme nach dem Schlucken
  • saures Aufstoßen, Rückfluss der Nahrung, Erbrechen
  • Speisereste in der Mundhöhle oder den Wangentaschen nach dem Essen
  • übermäßige Speichelproduktion
  • Angst vor dem Schlucken

Der HNO-Arzt oder Hausarzt wird zunächst den Mund- und Rachenraum sowie den Hals genau untersuchen. Dabei blickt er mittels eines Spatels sowie einer Stablampe in die Mundhöhle. Bei dieser Untersuchung werden Auffälligkeiten der Zähne, Schleimhaut oder Mundhöhle erfasst.

Durch eine Beobachtung des Schluckvorgangs bekommt der Arzt erste Informationen über die Art der Schluckstörung. Da Momentaufnahmen wie ein Röntgen bei Schluckstörungen nur wenig aussagekräftig sind, wird häufig mittels dynamischer Aufnahmen versucht, eine Dysphagie sichtbar zu machen:

Videofluoroskopie

Bei einer Videofluoroskopie bekommt der Patient ein Kontrastmittel unterschiedlicher Konsistenz zu trinken. Gleichzeitig nimmt ein Radiologe den Schluckverlauf mittels Röntgenkamera aus verschiedenen Perspektiven auf.

Video-Schluckendoskopie

Bei dieser Untersuchung wird ein flexibles Endoskop mit einer Kamera über die Nase eingeführt. Der Patient bekommt Flüssigkeiten unterschiedlicher Konsistenz zu trinken. Währenddessen kann der Schluckvorgang gefilmt werden.

Weiterführende Untersuchungen können sein:

  • endoskopische Untersuchung mit Biopsie,
  • bildgebende Verfahren, beispielsweise CT oder MRT, oder
  • Ultraschall.

Vor und nach der Therapie wird das Schluckvermögen jedes Dysphagie-Patienten vom behandelnden Arzt beurteilt. Dadurch kann eine Verschlechterung des Schluckverhaltens rechtzeitig bemerkt und eine angemessene Therapie eingeleitet werden. Des Weiteren kann es bei Patienten mit Schluckstörungen zu Stimm- oder Sprachproblemen kommen. Deshalb sollte auch eine professionelle logopädische Beurteilung miteinbezogen werden.

Kausale Therapie

Der behandelnde Arzt führt mit dem Patienten stimulierende Techniken und Bewegungsübungen durch, die die am Schlucken beteiligte Muskulatur stärken und somit das Schlucken erleichtern. Diese Übungen müssen sehr häufig vom Patienten wiederholt werden, um eine Verbesserung herbeizuführen.

Adaptierende Therapieform

Im Rahmen dieser Therapie wird die Nahrung und Flüssigkeit an den Schweregrad der Dysphagie des Patienten angepasst. Auf Grund dessen werden Flüssigkeiten eingedickt, um die Fließgeschwindigkeit zu reduzieren und somit die Kontrolle über den Schluckvorgang zu steigern.

Betroffene sollten sich für alle Schluckübungen zuhause mehrmals täglich Zeit nehmen und diese gewissenhaft und in Ruhe, mit gesammeltem Speichel durchführen.

Des Weiteren sollten Menschen mit Schluckstörungen der Nahrungsaufnahme große Aufmerksamkeit schenken. Nach Möglichkeit sollte man genügend Zeit für die Mahlzeiten einberechnen und diese ohne Ablenkung durch Fernseher, Handy oder Tageszeitung zu sich nehmen. Ablenkung kann dazu führen, dass sich die Betroffenen häufiger verschlucken.

Außerdem sollte der Betroffene die Konsistenz der Speisen (adaptierte weiche Kost, teilpürierte, pürierte oder passierte Kost) an seine Schluckstörung anpassen. Je dünnflüssiger die Nahrung ist, desto schwieriger ist die Kontrolle beim Schlucken und die Gefahr des Verschluckens steigt. Deshalb sollten Getränke oder dünnflüssige Suppen angedickt werden und in kleine Portionsgrößen zu sich genommen werden.

Die Kosten der notwendigen Schritte für Diagnose und Therapie werden von den Krankenkassen übernommen. Bei bestimmten Krankenkassen kann jedoch ein Selbstbehalt anfallen.

Bei Schluckstörungen kann es mitunter zu einem Krankenhausaufenthalt kommen. Dafür muss der Patient pro Tag ein Kostenbeitrag leisten.

In dem Buch "Geschmeidige Kost – Essen ohne Barriere" bieten zwei Experten sowie eine Betroffene Tipps und Tricks, wie man mit Schluckstörungen umgeht. Des Weiteren finden Sie eine umfangreiche Rezeptsammlung von Speisen, welche sowohl gut schmecken als auch leicht schluckbar sind.


Autor:in:
Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Erstellt am:

15. Mai 2019

Stand der medizinischen Information:

15. Mai 2019


ICD-Code:
  • R13

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