Wasserstoffatemtest

Frau mit Glas Milch in der Hand.
Mithilfe eines Wasserstoffatemtest kann die Aufnahme von Zucker im Dünndarm ermittelt werden.
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Ein Wasserstoffatemtest, H2-Atemtest, wird zur Diagnosestellung bei Fructoseintoleranz und Laktoseintoleranz oder bei einer bakteriellen Fehlbesiedelung im Dünndarm angewandt.

Medizinische Expertise

Christoph Gasché

Univ.Prof. Dr. Christoph Gasché

Facharzt für Innere Medizin, Gastroenterologie und Hepatologie
Heiligenstädterstraße 50-52, 1190 Wien
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Je nach Erkrankung wird der Zucker (z.B. Milchzucker, Fruchtzucker), der nicht vertragen wird, zugeführt. Mit dem Atemtest wird kontrolliert, ob diese Stoffe richtig verdaut wurden oder sich noch in der Atemluft befinden. Je nachdem, welche Symptome auftreten, können verschiedene Formen des Wasserstoffatemtests zum Einsatz kommen.

  • Mit einem Wasserstoffatemtest kann die Aufnahme von Zucker im Dünndarm überprüft werden.
  • Durchgeführt wird er meistens, bei Verdacht auf Laktoseintoleranz oder eine Fructoseunverträglichkeit.
  • Diese Zustände führen dazu, dass bestimmte Kohlenhydrate wie Laktose oder Fruktose nicht richtig abgebaut werden und im Darm Bakterienwachstum verursachen.
  • Der Wasserstoffgehalt im Atem kann über mehrere Stunden gemessen werden.
  • Ein Anstieg des Wasserstoffgehalts deutet auf eine unzureichende Verdauung hin.
  • Vorsorgeuntersuchung: Ein Wasserstoffatemtest kommt als Vorsorgeuntersuchung nicht vor.
  • Diagnosestellung: Ein H2-Atemtest wird zur Kontrolle der Aufnahme von Zucker wie Laktose oder Fructose angewandt. Eine bakterielle Fehlbesiedelung des Darms kann mit einem H2-Atemtest nachgewiesen werden. Mit einem H2-Atemtest kann auch die Dünndarmpassagezeit von Zucker (Laktulose), der nicht vom Dünndarm aufgenommen werden kann, gemessen werden. So kann ermittelt werden, ob die Testperson ein sogenannter H2-Non-Producer ist, also eine Person, die auch keinen Wasserstoff ausatmet, obwohl Kohlenhydrate in den Dickdarm gelangen.
  • Verlaufskontrolle, Operations-/Behandlungsnachsorge: Nein

Mithilfe eines Wasserstoffatemtest kann die Aufnahme von Zucker im Dünndarm ermittelt werden. Dem Körper wird der betreffende Zucker in Wasser aufgelöst zugeführt. Können die Zuckerstoffe im Dünndarm aufgenommen werden – was bei einer gesunden Verdauung der Fall sein sollte –, gelangen sie in den Dickdarm, wo Wasserstoff gebildet wird, der über den Blutkreislauf in die Lunge gelangt und dort abgeatmet wird.

Je nachdem, welche Symptome auftreten, können verschiedene Formen des Wasserstoffatemtests zum Einsatz kommen:

  • Laktose H2 Atemtest: bei Verdacht auf Laktoseintoleranz, bei Reizdarmsyndrom, bei Verdauungsstörungen mit unklarer Ursache und zur Abklärung chronischer Diarrhoeen.
  • Fructose H2 Atemtest: bei Verdacht auf eine Fructoseunverträglichkeit, einer Laktoseintoleranz, die sich nach diätischen Maßnahmen nicht bessert, Diarrhoe oder Meteorismus nach Einnahme von Früchten oder Saccharose, bei Verdauungsstörungen mit unklarer Ursache, Reizdarmsyndrom.
  • Glukose H2 Atemtest: bei Verdacht auf eine bakterielle Fehlbesiedelung des Dünndarms.
  • Laktulose H2 Atemtest: bei Verdacht auf eine verzögerte Dünndarmpassagenzeit, zur Therapiekontrolle bestimmter Medikamente, zum Ausschluss von H2-Non-Producern, also Personen die auch keinen Wasserstoff ausatmen, obwohl Zucker in den Dickdarm gelangt.

Vor der Durchführung eines H2-Atemtests wird der Wasserstoffgehalt in der Ausatemluft gemessen. Anschließend bekommt der Patient eine Lösung aus Wasser und dem entsprechenden Zucker zugeführt. Im 5- bis 30-Minutentakt wird dann der Wasserstoffgehalt der Ausatemluft gemessen. Die Bestimmung der Wasserstoffkonzentration erfolgt in den meisten Fällen mit einem tragbaren Messgerät. Dabei atmet der Untersuchte direkt in das Messgerät aus. Es gibt auch stationäre Messgeräte, dabei wird die Ausatemluft mit einer Plastikspritze in einem Beutel gesammelt und später gemessen.

Um die Ergebnisse beurteilen zu können, werden auch die Symptome während und einige Stunden nach dem Test abgefragt. Die auftretenden Symptome sind bei allen Formen der Unverträglichkeit von Zucker ähnlich, variieren jedoch in Häufigkeit und Intensität: Übelkeit, Völlegefühl, Schmerzen, Meteorismus, Flatulenz und Diarrhoe.

  • Facharzt für Innere Medizin mit Zusatzfach Gastroenterologie und Hepatologie
  • Allergieambulanz

Wasserstoffatemtests sind wenig aufwendig und risikoarm. Bei einer Unverträglichkeit des getesteten Zuckers treten Symptome wie Blähungen, Bauchkrämpfe oder Durchfall auf.

Bei sogenannten H2-Non-Producern kann eine Unverträglichkeit nicht mit einem H2-Atemtest diagnostiziert werden, weil sie keinen Wasserstoff ausatmen, auch wenn Zucker in den Dickdarm gelangt.

Vor der Durchführung muss Folgendes beachtet werden:

  • Kein Essen: 12-stündige Nüchternheit vor Durchführung
  • Keine Füll- und Quellstoffe: Mindestens 3 Tage vorher: Absetzen von Füll- und Quellstoffen
  • Ballaststoffe vermeiden: Am Vortag sollte keine Nahrung mit einem hohen Ballaststoffanteil aufgenommen werden. Fleisch, Fisch und Reis sind ideal für die Nahrung am Vorabend
  • Mund-Reinigung: Antiseptische Mundspülung vor dem Test
  • Kein Nikotin: Mindestens 6 Stunden vor und während des Tests darf nicht geraucht werden
  • Keine Belastung: Mindestens 2 Stunden vor dem Test sollten keine schweren körperlichen Aktivitäten erfolgen
  • Keine Antibiotika: Mindestens 1-2 Wochen davor: keine Antibiotikagaben oder Darmspülungen

Die Kosten für einen Wasserstoffatemtest betragen in etwa 40 bis 50 Euro und werden nicht von der Krankenkasse übernommen.

  • Pflege heute, Nicole Menche (Hrsg.), Urban&Fischer Verlag, 2. Auflage, München, 2001
  • Funktionsdiagnostik in der Gastroenterologie, Jürgen Stein, Till Wehrmann, Springer Medizin Verlag, 2. Auflage, Heidelberg, 2006
  • Klinische Gastroenterologie, Helmut Messmann (Hrsg.), Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 2012
  • Jutta Keller et al.: Klinisch relevante Atemtests in der gastroenterologischen Diagnostik – Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität sowie der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen, In: Zeitschrift für Gastroenterologie 2005, 43, S 1071-1090

Autor:innen:
Medizinisches Review:
Erstellt am:

11. Dezember 2013

Stand der medizinischen Information:

11. Dezember 2013

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