Was gestern noch unmöglich erschien, zählt heute schon zum Standardverfahren. So in etwa lässt sich der Fortschritt der digitalen Möglichkeiten in der Zahnheilkunde abbilden. Dr. Christoph Kurzmann und Tom Vaskovich von der Universitätszahnklinik Wien beantworten die wichtigsten Fragen zu dieser spannenden Thematik.
Dr. Christoph Kurzmann und Tom Vaskovich: So wie viele Bereiche des täglichen Lebens einer Digitalisierung unterliegen, macht diese auch vor der Zahnmedizin nicht halt. Digitale Zahnheilkunde ist ein sehr weit gesteckter Begriff. Man bedient sich in der zahnärztlichen Therapie sämtlicher digitaler Technologien, mit dem Ziel, den PatientInnen Zahnersatz auf höchstem funktionellen und ästhetischen Niveau zu bieten.
Video: Wie moderne Technologie die Gesundheit stärkt: Einfluss von Computer und Co auf unsere Gesundheit und Behandlung
Mag. Udo Feyerl (Projektleiter für Digitalisierungs- und Organisationsprojekte der Österreichischen Gesundheitskasse) spricht darüber, wie moderne Technologien den Gesundheitsbereich revolutionieren: wie Roboter in der Chirurgie unterstützen, Virtual Reality in der Ausbildung, DNA Optimierung oder neue Organe selbst ausdrucken. (Webinar, 9.12.2020)
Dr. Christoph Kurzmann und Tom Vaskovich: Digitale "Hilfsmittel" werden heute selbstverständlich in allen zahnmedizinischen Fachbereichen eingesetzt. Die digitale Zahnheilkunde ist somit nicht einem zahnmedizinischen Spezialgebiet zuzuordnen, sondern gewinnt in allen Fachdisziplinen (Kieferorthopädie, Kinderzahnheilkunde, Orale Chirurgie, Prothetik, Radiologie, Zahnerhaltung & Parodontologie) stetig an Einfluss.
Dr. Christoph Kurzmann und Tom Vaskovich: Bei einer Vielzahl an zahnmedizinischen Behandlungen lösen zum heutigen Zeitpunkt digitale Techniken viele herkömmliche Behandlungsschritte ab. Diagnostik und Behandlungsplanung erfolgt heute großteils computerunterstützt. Im Speziellen ist hier sicher die Bildgebung (Röntgen, Computertomographie, Magnetresonanztomographie) zu erwähnen. Ein immer wichtiger werdender Therapieschritt ist die digitale Abdrucknahme mittels Intraoralscanner. Der so gewonnene Datensatz wird an das Zahntechniklabor übermittelt und die computerunterstützte Konstruktion und Herstellung des Zahnersatzes mithilfe von Fräsmaschinen und 3D Druckern kann unmittelbar durchgeführt werden.
Dr. Christoph Kurzmann und Tom Vaskovich: Die neuen digitalen Möglichkeiten haben das Bild der Zahnmedizin in den letzten Jahren entscheidend geprägt; viele werden heute schon als selbstverständlich angesehen. ZahnärztInnen und ZahntechnikerInnen schätzen den gesteigerten Patientenkomfort, die effizienten Workflows, Präzision, Flexibilität, Reproduzierbarkeit und Qualität. All diese Vorteile kommen auf direktem Wege den PatientInnen zu Gute.
Dr. Christoph Kurzmann und Tom Vaskovich: Das spannende an der rasanten Digitalisierung ist, dass sich die Grenzen sehr rasch verschieben. Was noch vor kurzer Zeit nicht machbar war, ist heute selbstverständlich. Eine Limitation ist beispielsweise (aufgrund des heutigen Standes der Technik) die Genauigkeit bei sehr weitspannigen intraoralen Scans.
Dr. Christoph Kurzmann und Tom Vaskovich: Die immer schneller voranschreitende Entwicklung digitaler Technologien ist mit hohen Investitionskosten verknüpft. Investitionen in Technik aber auch Ausbildung sind unerlässlich, um Zahnmedizin auf dem neuesten "Stand der Technik" bieten zu können. An der Universitätszahnklinik Wien ist die Verwendung von digitalen Technologien – zum direkten Vorteil der Patienten – ein selbstverständlicher Teil des Arbeitsalltages. Digitale Methoden sind daher auch zu unterschiedlichem Ausmaß in diversen therapeutischen Maßnahmen vertreten und werden teilweise als Alternative zu herkömmlichen Behandlungsmethoden angeboten. Aufwendige Behandlungsoptionen spiegeln sich dann teilweise in den Kosten wider.
Über die Möglichkeiten der digitalen Zahnheilkunde haben Dr. Christoph Kurzmann und Tom Vaskovich auch am Tag der offenen Tür der Universitätszahnklinik Wien referiert.